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Palanka 2017.pdf
Wer meinen Reisebericht in aller Ruhe lesen möchte, der kann sich den Bericht auch als PDF-Datei herunterladen. Fotos: Ewald Riemann / Marianne und Josef Tiefenbach

Vom 22. bis 29. August 2017 unternahmen meine Frau Marianne und ich eine Bus-Reise nach Bačka Palanka** und Obrovac (Serbien). Organisiert wurde die Fahrt wieder vom Palanker und OBROVACER Heimatortsausschuss. Für mich war es die 4. Fahrt mit dem Bus nach Serbien.
Am Dienstag, 22. August startete unsere Reise in Ulm. Der erste Tag war übergeschriftet (wie Franz Flock zu sagen pflegte) „Durch Bayern und Österreich bis Steiermark“.
Und wie könnte es anders sein, Franz Flock war unser Reiseführer, der uns mit Informationen fütterte. Und natürlich chauffierte uns auch in diesem Jahr Harry Münzing in gekonnter Manier mit seinem Bus. In Dasing und München-West (Obermenzing) stiegen weitere Mitfahrer zu.
In der Nähe von Graz (Unterpremstätten) in Österreich wurde im Hotel Stockinger (früher Liebminger) übernachtet. Zum Abendessen liefen wir zum Urdlwirt.

Der 2. Tag (Mittwoch, 23.8.2017) stand unter dem Motto "Durch Transdanubien und der Batschka nach Palanka"
Die Reise führte von Unterpremstätten durch die Steiermark mit zahlreichen, bereits abgeernteten Kürbisfeldern, die zur Gewinnung von Kürbiskernen dienen, und aus denen dann Öl hergestellt wird.
Weiter nach Maribor in Slowenien, nach Ungarn und dort nach Bóly bei Mohacs. Um die Mittagszeit erreichten wir den Weinkeller Rothné Mészáros Ágnes. Im Weingut gab es Mittagessen. Gefüllter Paprika, auch eine Spezialität der donau-schwäbischen Küche. Eingestimmt wurde der Gaumen mit Bäckerkipfeln und Suppe. Rot- und Weißwein wurde serviert. Und auf den Tischen standen die „Sprudelflaschen“, immer ein Abenteuer für die Erstbediener. Ein Druck und der Tisch ist nass! Nach dem Hauptgericht wurde noch Strudel gereicht. Gezogener Strud!


Gut gestärkt versammelte sich die Reisegruppe noch vor dem Weingut zu einem gemeinsamen Foto. Ewald (Riemann) rückte uns, wie bereits in den vergangenen Jahren, ins rechte Bild. 


Nachdem wir uns gestärkt hatten, und der Wein für gute Laune gesorgt hatte, ging es nach Kroatien. Am Grenzübergang, die Ungarn und Kroaten kontrollierten gemeinsam, mussten wir aus dem Bus aussteigen und einzeln im Gänsemarsch durch die Kontrolle. Na ja, war schon etwas seltsam, denn beide Staaten sind ja Bestandteil der EU. Bei Batina (HR) – Bezdan (SR) wechselten wir von Kroatien nach Serbien. Dies war der Weg, den die flüchtenden Donauschwaben genommen hatten (damals in umgekehrter Richtung). Eine erste Hürde. Es ging vom Donauufer steil bergauf. Eine anstrengende Passage. Gefährlicher waren allerdings die Abfahrten. Denn die Pferdewagen hatten zu dieser Zeit keine Bremsen. Mein Cousin Jakob erinnert sich noch heute daran. Er war damals 11 Jahre.

In Serbien führte uns der Weg zunächst nach Gakova, zur Gedenkstätte am Massenfriedhof des ehemaligen Lagers, wo wir mit einem Gebet den dortigen Toten gedachten.


Über Sombor, Stapar, Doroslovo, Srpski Miletic, Odzaci, Bac, Tovarisevo und Obrovac ging es nach Bačka Palanka.

Im Hotel „Fontana“ in der Jugoslovenske armije 15 war für uns Unterkunft für den Aufenthalt in Serbien gebucht. Die Zimmer wurden bezogen. Anschließend traf man sich auf der Terrasse zum Austausch der ersten Eindrücke und zum wohlverdienten kühlen „PIVO“. 

Der 3. Tag (Donnerstag, 24.8.2017)„Grüß Gott –dobro dosli – herzlich Willkommen in Palanka“ war der Spurensuche gewidmet.

Nach dem Frühstück sind wir mit nach Obrovac gefahren. Mit dem Taxi. Wir waren nur 4. „Baschtl“ (Sebastian S.) führte uns kundig durch den Ort und zeigte und das Prohaska-Haus. Dort wohnten die Großeltern von Jakob, meinem Cousin.


Die Obrovacer Kirche - dort heirateten meine Vorfahren - wurden getauft und gingen zur Kommunion! Die Kirche ist dem Verfall preisgegeben! Sie wird nicht mehr benötigt.


Familiengeschichte - hier wohnten die Prohaska-Großeltern von Jakob und Erna!

Noch ein Gang zum „nicht mehr vorhandenen“ Tiefenbach Haus in der „König-Alexander-Gasse“.
Am Nachmittag stand „Familienbesuch“ in Palanka auf dem Programm. Marlene und Hilde sind zwei Nichten meines Opas Josef Rauch. Sie sprechen noch Deutsch.

„Auf gefundenen Spuren“ war der Leitspruch für den 4. Tag (Freitag, 25.8.2017)
Nach dem Frühstück nach Neu-Palanka gelaufen. Zum Rauch-Schweis-Haus in der Donauufer-Straße. Zwischendurch am Standort der früheren Katholischen Kirche von Neu-Palanka vorbeigekommen. Auch nach der Schule gesehen. Aber die gibt es nicht mehr.
Dann kamen wir zum Doppelhaus der Familien Rauch und Schweis. Meine Rauch-Oma war eine geborene Schweis. Das Haus wurde wohl neu verklinkert.


Das ehemalige Rauch-Haus - rechts daneben das Schweis-Haus.                  

Gegen zwölf Uhr zu Marlene gelaufen, die in der Straße „Safarikova“ wohnt. Hilde kam auch hin. Mit dem Taxi an die Donau gefahren. Ich hatte die Beiden zum Essen eingeladen.

Für Fischgulasch und gebackenen Fisch hatten wir uns entschieden. Was sonst. An der Donau.


                    Im Restaurant an der Donau mit Marlene und Hilde.

5. Tag (Samstag, 26.8.2017) – „Eine kleine Wallfahrt: Jarek, Maria Schnee
Zu einer Ganztagestour sind wir am Samstag aufgebrochen. Zunächst führte unser Weg nach Jarek zur dortigen neuen Gedenkstätte, die im Mai 2017 eingeweiht wurde. Kurze Gedenkandacht.

Das Lager Jarek hat eine traurige Berühmtheit erlangt. Vom 4. Dezember 1944 bis zu der Auflösung des Lagers in der Karwoche 1946 waren hier zwischen 15.000 und 17.000 Menschen interniert, von denen ca. 6.500 durch Hunger, Krankheiten und Misshandlungen durch die Partisanen ihr Leben verloren und in Massengräbern verscharrt wurden. Es handelte sich vorwiegend um Alte und Kinder, sowie Arbeitsunfähige, die aus den andern Lagern der Batschka, Gakovo und Kruschiwl, hierhergebracht wurden. Mit Recht kann also gesagt werden, dass das Lager Jarek ein Vernichtungs- und Sterbelager war. 

Bei unserem Besuch im vergangenen Jahr schien es unmöglich, dass aus der provisorischen Gedenkstätte eine dauerhafte Gedenkstätte werden könnte. Bei einem Staatsbesuch der Kanzlerin in Belgrad wurde die Problematik thematisiert. Die Umsetzung erfolgte dann zügig.





Weiter führte unsere Fahrt zur Wallfahrtskirche Maria Schnee, sie ist bis heute ein Wallfahrtsort verschiedener Nationen. Seine Geschichte ist, wie die der Festung Peterwardein, untrennbar mit Prinz Eugen verknüpft. Am 5. August 1716 wurden die Türken vernichtend geschlagen. Diesem Tag, dem Festtag Mariä Schnee, ist die Wallfahrtskirche Maria Schnee an der Straße nach Belgrad geweiht. „Virginis et Eugenii victoria!“ Es war ein Sieg der Jungfrau und Eugens, wie ein altes Medaillon besagt. Zahllose Legenden und Überlieferungen ranken sich um den Platz der Kirche.

Im vergangenen Jahr konnte man ein Jubiläum feiern. In der Kirche hielten wir eine kurze Andacht ab. 


Danach ging es zum Mittagessen nach Sremski Karlovci, ins „Hotel Dunav“ (Donau).
Es liegt direkt am Donauufer, am Fuße des Fruska Gora Gebirges. In alten Zeiten befand sich hier ein populärer Treffpunkt der serbischen und österreich-ungarischer Intelligenz und Bohème.

Die Festung Peterwardein war unser nächstes Ziel. Ein Teil der Reisenden entschied sich nicht mit auf die Festung zu laufen – sie zogen einen Biergarten vor. 40 Grad waren es in der Zwischenzeit. Und auf der Festung kaum Schatten. Ein Rundgang wurde schnell absolviert. Franz zeigte uns einen Maulbeerbaum – ein einzelnes Exemplar. Früher gab es Maulbeerbäume zu Tausenden in Serbien. Die grünen Blätter der Weißen Maulbeere dienten der Zucht des Seidenspinners und waren der hauptsächliche Zweck. Ganze Landschaften – hauptsächlich in Südeuropa – wurden mit Maulbeerbäumen, der Seidenraupenzucht und durch die Seidenproduktion geprägt. Billige Seidenimporte aus Südostasien Anfang des 20. Jahrhunderts machten die europäische Seidenzucht und damit auch die europäischen Maulbeerbäume überflüssig und verdrängten sie. Aus den Beeren wird Schnaps gebrannt. Franz hatte auf der Hinfahrt eine Flasche Maulbeer-Schnaps, den er zum „Zähneputzen“ an die Reiseteilnehmer ausschenkte.


Petrovaradin (Peterwardein) oder auch Festung von Novi Sad genannt, ist seit 1945 ein Ortsteil von Novi Sad und durch die Varadin-Brücke mit ihr verbunden.

In der Schlacht von Peterwardein am 5. August 1716 schlug hier Prinz Eugen von Savoyen mit 80.000 Kaiserlichen ein 150.000 Mann starkes osmanisches Heer vernichtend. Am 1. Februar 1748 wurde der Ort mit damals 4.620 Einwohnern zur kaiserlichen freien Stadt erhoben.

Die Festung Petrovaradin war die größte Festung Europas im 17. Jahrhundert. Gleichzeitig war sie die wichtigste Festung Österreich-Ungarns auf dem Balkan. Sie wurde zwischen 1692 und 1780 erbaut, wobei man sich an einem französischen Festungstypus orientiert. Sie erstreckt sich über ein Gebiet von 112 ha, darunter ein einzigartiges System an unterirdischen Gängen unter der Festung. Außerdem ist die Festung mit 5 Pforten, 12.000 Schießscharten und Orten für 400 Feldkanonen ausgestattet. 

Der Tagesabschluss erfolgte, an diesem sehr heißen Tag, in der Altstadt von Novi Sad (Neusatz). Novi Sad ist die zweitgrößte Stadt in Serbien, administrativer Sitz der Vojvodina und Universitätsstadt. Der Ort ist im Spätmittelalter im dicht besiedelten Komitat des Königreichs Ungarn durch den Bau des Zisterzienserklosters Belefons als so genannter kirchlicher Ort entstanden. 1526 wurde der Ort von den Osmanen erobert. Die 150-jährige Herrschaft der Osmanen führte zur Verwüstung und Entvölkerung der Pannonischen Tiefebene. Nach dem Sieg der Österreicher gegen die Osmanen (1697) unter Prinz Eugen bei Zenta und dem anschließenden Friedensvertrag von Karlowitz (1699) musste das Osmanische Reich u. a. die Batschka an Österreich abtreten. 

Im Hotel wurde eine serbische Hochzeit gefeiert. Mit lauter Musik – sehr lauter Musik. Daher zogen wir es vor, in einer Gaststätte in der Stadt den Abend zu verbringen.  

„Gott schütze unsere teure Heimat“, das Motto des 6. Tag, (Sonntag, 27.8.2017)
Am Vormittag deckten wir uns mit Paprikapulver aus der Markthalle ein.
Danach trafen wir uns zum Gottesdienst in der Katholischen Kirche von Deutsch-Palanka.


Anschließend ging es per Bus zum Katholischen Friedhof von Deutsch-Palanka. Dort ein Gebet am Grab mit den Gebeinen des Neu-Palanker-Friedhofes. In einer Gruft ruhen die Gebeine der Deutschen vom Neu-Palanker-Friedhof, nach dem dieser 1963 eingeebnet wurde. Der Neu-Palanker Friedhof bestand seit 1848. Der Pfarrer hatte den Friedhof verkauft! Wohnhäuser wurden errichtet. Die bei den Bauarbeiten ausgebaggerten Überreste der Verstorbenen wurden in einer Kiste gesammelt und in der Gruft auf dem Deutsch-Palanker Friedhof beigesetzt. An diesem Grab wurde ein Blumengebinde niedergelegt.
Der Bundesvorsitzender der Donauschwaben, Hans Supritz war auch gekommen. Er berichtete, dass diese Grabstätte neu hergerichtet werden soll. Auch vor der katholischen Kirche soll ein Stein zum Gedenken an die deutsche Bevölkerung in Palanka errichtet werden.
Danach war Gelegenheit noch die Gräber der Anverwandten aufzusuchen.



Im Sportheim wartete dann die „berühmte Bohnensuppe“ auf uns. Dazu Nudeln, Kipfel und Krautsalat. Bier und Schnaps fehlten natürlich auch nicht. Das „Bohnensupp-Essen“ gibt es immer für die auswärtigen Teilnehmer am Strudelfest. Unsere Reisegruppe schließt sich dem gerne an.


Das Strudelfest begann um 17 Uhr. Bald trafen wir dann schon Hilde und Marlene. Mit den Beiden sind wir dann zu ihnen nach Hause gelaufen. Abschied nehmen.


Am Abend noch auf der Hotel-Terrasse. Ich habe mir noch ein Fischgulasch gegönnt. Hans Supritz saß mit am Tisch. Er wusste noch viel zu erzählen. Aus der Zeit in Palanka – aus der Jugendzeit.

Später war Packen angesagt. Unser Aufenthalt in Palanka ging zu Ende.

Der 7. und 8. Tag (28. – 29.8.2017) „Auf Wiedersehen Palanka / Obrovac“
Busabfahrt am Montag um 8:00 Uhr. Vor der Donaubrücke serbische Grenzstation. Hinter der Donaubrücke kroatische Grenzstation. Verlief recht zügig und dauerte insgesamt eine halbe Stunde. Nach Vukovar. Am dortigen, zerschossenen Wasserturm kurze Pause. Der Wasserturm ist mit einem Bauzaun abgesperrt und eingerüstet. Soweit wir es auf Text- und Bildtafeln sehen konnten, soll ein Museum im Turm eingerichtet werden. Weiter zur Autobahn. Bis Zagreb. Dann den Weg nach Slowenien eingeschlagen. Durch Slowenien nach Österreich und dort nach Unterpremstätten.

Und am 29. August erreichten wir um die Mittagszeit wieder Deutschland („Mir müsse wied’r Hom“). 
In München West und Dasing verließen uns bereits viele Mitfahrer/-innen.
Gegen 17 Uhr waren wir auf dem Busparkplatz West in Ulm, von dem wir ja gestartet waren. Verabschiedung.

Wir mussten noch mit der Bahn reisen. Gegen Mitternacht erreichten wir unseren Heimatort in Hessen.

Für mich steht fest, dass ich im nächsten Jahr wieder an der Fahrt teilnehme. Ich hoffe, sie findet wieder statt.


Warten auf das Essen


Nachtisch "gezogener Strudel"


In der Markthalle



"Zähne putzen"


Gedenktafel in Gakova


Gedenktafel in Jarek


Jarek


Baschtl auf der Terrasse im Hotel


Baschtl und Maria


Kurze Pause


Beliebter Treffpunkt - die Hotelterrasse


In Obrovac - Jeder kennt den Baschtl und Baschtl kennt jeden.


Katholische Kirche von Deutsch-Palanka - Renovierungsarbeiten werden durchgeführt. 


"Bohnesupp"


An der Donau


Marianne mit Hilde und Dragan.


Mit Hilde und Dragan.


Der zerschossene Wasserturm wird zu einem Museum umgebaut.