Fortbildung der Naturschutzakademie Hessen am 13. September 2012 in Florstadt und Dauernheim.
Der Einsatz von Arbeitspferden ist in Deutschland nicht mehr weit verbreitet. Moderne pferdegezogene Technik ist sowohl in der Öffentlichkeit als auch bei Fachbehörden, Planungsbüros und Entscheidungsträgern kaum bekannt. Aus diesem Grunde veranstaltete die Naturschutzakademie Hessen in Kooperation mit dem Regierungspräsidium Darmstadt eine Fortbildungsveranstaltung im Bürgerhaus Florstadt. Zu der Tagung "Mähen, Schwaden, Roden - Einsatz von Arbeitspferden in der Landschaftspflege" kamen über 70 Teilnehmer aus ganz Hessen.
In Naturschutz und Landschaftspflege fallen viele Arbeiten an, bei denen der Einsatz von Arbeitspferden auch und gerade unter heutigen Bedingungen eine nachhaltige, die Natur schonende sowie ökonomisch tragfähige Alternative darstellen kann.
Am Vormittag wurde die Thematik in vier Vorträgen dargestellt.
Dipl. Biologe Peter Herold aus Großerlach referierte zum Thema "Arbeitspferdeeinsatz in Naturschutz und Landschaftspflege: Moderne Technik für mehr Biodiversität". An Hand einiger Studien konnte Herold den Besuchern die Vorteile der Pferde plausibel erläutern und machte deutlich, warum Pferde positiv auf Biodiversität, Klima, Boden, Flora und Fauna wirken. Peter Herold war langjähriger Leiter der Bundesgeschäftsstelle der Interessengemeinschaft Zugpferde (IGZ), beschäftigt sich beruflich intensiv mit Arbeitspferden. Herold war maßgeblich an der Broschüre „Arbeitspferde im Naturschutz“ (Herausgeber ist das Bundesamt für Naturschutz) beteiligt.
"Mähen, Schwaden, Roden, Rücken - Die Vielfalt der Arbeitsfelder und -geräte" war das Thema von Ralf Zauner (Florstadt). Zauner setzt seine Pferde in vielfältigster Arbeitsweise ein, ob zum Kutsch- oder Planwagenfahren, in der Land- und in der Forstwirtschaft, auf Schauveranstaltungen und Vorführungen. Mit zahlreichen Bildern aus seiner Arbeit stellte er die vielfältigen Möglichkeiten von Arbeitspferden dar. Wie findet man einen Pferdebetrieb und wie kann eine Qualitätssicherung aussehen. Pferde sind nachwachsende Rohstoffe die erneuerbare Energie nutzen, und alles kann hier regional erzeugt werden, sagte Zauner, und sorgen damit für eine hohe regionale Wertschöpfung. Die Energiewende beschreiten wollen und eine Pferdesteuer einführen ist paradox.
Über den "Einsatz von Arbeitspferden bei der Entbuschung von Trockenrasen und bei weiteren Naturschutzmaßnahmen im Biosphärenreservat Rhön" berichtete Ewald Sauer (Gersfeld). Für die Waldbewirtschaftung plädierte Sauer grundsätzlich für eine Reduzierung der Rückegassen und die Ausweitung des Pferdeeinsatzes in der Holzrückung. Damit unterstützt Sauer die Forderung der IGZ auf einen Mindestrückegassenabstand von 40 m!
Zum Schluss der Saalveranstaltung verschaffte Josef Tiefenbach (Bingenheim) den Teilnehmern einen Überblick über den "Einsatz von Arbeitspferden zur Pflege von Naturschutzgebieten der Wetterau". Im Wetteraukreis kommen seit 2009 Pferde in den Naturschutzgebieten zum Einsatz. Damit übernimmt der Wetteraukreis eine Vorreiterrolle in Hessen.
Auf einer Fläche, die von den Rindern der Familie Loos beweidet wird, gab es dann die praktischen Vorführungen. Daniel Hoffmann aus Kirchheim stellte mit seinen beiden Vlampher Pferden einen Vorderwagen mit Mähwerk aus der Schmiede von Norbert Möller aus Rhaden vor. Hofmann betreibt einen landwirtschaftlichen Betrieb der überwiegend mit Arbeitspferden bewirtschaftet wird. Dazu rückt er Holz und macht Naturschutzarbeiten.
Ralf Zauner hatte seine beiden Flämischen Kaltblüter Lena und Das vor einen Hisko Vorderwagen gespannt. Die letzteren verfügen schon über ein paar Jahre Erfahrung in den Wetterauer Reservaten. Es folgte eine ca. 2 stündige Vorführung mit vielen Informationen zu Pferden, Maschinen und Fuhrbetrieben.
Ralf Eichelmann von der Unteren Naturschutzbehörde des Wetteraukreises erläuterte dann im Bestand den Teilnehmern die Naturschutzaspekte der Pflegearbeiten. Viele der Besucher waren sichtlich beeindruckt von der Arbeit der 4 kaltblütigen Arbeitspferde, hatten sie doch zuvor noch nie Pferde mit modernen Geräten im Einsatz gesehen. „Ihr seid alle Multiplikatoren die Vorteile der Arbeitspferde für den Naturschutz weiter zu tragen“ mit diesen Worten schloss Ruth Aichmüller von der NAH die gelungene Veranstaltung.
Einsatz von Arbeitspferden zur Pflege von Naturschutzgebieten in der Wetterau - Vortrag anlässlich der Fortbildung der Naturschutz-Akademie Hessen in Florstadt.
Ralf Zauner erläutert die Gerätschaft
Gespann von Ralf Zauner im Einsatz
Gespann von Daniel Hoffmann
Die "Naturschutzakademie" auf Probefahrt
Ministerium und Regierungspräsidium "auf dem Bock"
Mit viel Herzblut bei der Sache - Ralf Zauner aus Florstadt.
In der nachfolgenden Datei sind die Maßnahmen aufgeführt, die 2012 in den 37 Naturschutzgebieten geplant sind. Vorangestellt sind jeweils die 2011 durchgeführten Maßnahmen.
Die Planung 2012 wurde in einer "Pflegeplanbesprechung" am 30. November 2011 vorgestellt. Eingeladen waren die anerkannten Naturschutzverbände, Fachbehörden und die ehrenamtlichen Gebietsbetreuer.
Im Jahrespflegeplan (JPP) werden die Maßnahmen, die in den Naturschutzgebieten zur Durchführung kommen sollen, planerisch erfasst. Grundlage für die Erstellung des JPP sind die Mittelfristigen Pflegepläne (NSG) bzw. die Mittelfristigen Maßnahmen-pläne (FFH), die eine Gültigkeit von 10 Jahren haben.
Für mich war es die letzte Pflegeplanbesprechung, die ich als amtlicher Betreuer der Naturschutzgebiete durchgeführt habe.
Seit 1. Januar 2012 bin ich im "Ruhestand". Nach 45,75 Dienstjahren!